In Peking geschrieben, in Deutschland veröffentlicht: Schmidt-Brauns stellt seine eigene Xiangqi-Einführung vor. Quelle: Sebastian Bisch
Vorsfelde. Elefant statt Läufer, Wagen statt Turm und Soldat statt Bauer – im chinesischen Schach heißen nicht nur die Figuren anders als in der westlichen Welt. Über die Unterschiede zwischen beiden Varianten und seine Faszination für die Spiele hat Joachim Schmidt-Brauns ein Buch geschrieben: „Xiangqi: Einführung in die Regeln und die Taktik des chinesischen Schachspiels“ heißt das Sachbuch des Lehrers am Vorsfelder Phoenix-Gymnasium.
Schmidt-Brauns war bereits begeisterter Schachspieler, als ihm ein China-begeisterter Freund 1995 auch das Xiangqi beibrachte. „Damals war ich im westlichen Schach schon sehr auf den Erfolg fokussiert“, erinnert sich der 51-Jährige. „Am chinesischen Schach gefiel es mir, wieder die spielerische Leichtigkeit eines Anfängers zu haben.“
Aber: Nur zwei Jahre später trat Schmidt-Brauns bei seiner ersten Xiangqi-Weltmeisterschaft in China an. Die Begeisterung blieb. Nicht nur hat er seither an weiteren drei Weltmeisterschaften teilgenommen – für das Phoenix-Gymnasium gründete der Lehrer sogar eine Xiangqi-AG.
Elefant statt Läufer, Wagen statt Turm: Die Figuren im Xiangqi sehen zwar anders aus als die im Westen, ihre Funktionen ähneln sich aber teils. Quelle: Sebastian Bisch
Und: Über sein ungewöhnliches Hobby lernte Schmidt-Brauns seine Frau kennen. 1999 traf er die Chinesin bei einer Silvesterparty eines Freundes. „Hätte ich nicht das Xiangqi erwähnt, wären wir nicht ins Gespräch gekommen“, erzählt er. Keine Frage, dass beide sich zum Spiel verabredeten. „Ihr Nationalstolz war wohl geweckt“, sagt Schmidt-Brauns. „Sie konnte es nicht ertragen, gegen eine ,Langnase’ zu verlieren.“ Ob er sie habe gewinnen lassen? „Nein!“, antwortet er ohne zu zögern und schüttelt energisch den Kopf.
Dass er nun mit seiner Familie zwei Jahre in China verbrachte, nutzte Schmidt-Brauns, um eine Einführung ins Xiangqi für westliche Spieler zu schreiben. Darin enthalten sind auch Kuriositäten wie durchgeplante Spiele, die nur der Ästhetik dienen, oder Trick-Spiele, mit denen Betrüger in chinesischen Städten arglose Hobbyspieler über den Tisch ziehen. Und trotzdem: „Meine schönsten Schach-Erlebnisse waren, in China auf der Straße mit Fremden Xiangqi zu spielen – ohne auch nur ein Wort Chinesisch zu sprechen.“
Von Frederike Müller
Quelle: http://www.waz-online.de/Wolfsburg/Vorsfelde/Chinesisches-Schach-Vorsfelder-Lehrer-schreibt-Buch-ueber-Xiangqi, abgerufen am 2.5.2019